Jubiläumsfeier und Fachtag am 23. März 2018:
25 Jahre PETZE(n) – ECHT PRÄVENTIV!
Jubiläumsfeier, Fachtag zur Prävention von sexueller Gewalt und Präsentation der neuen Ausstellung „ECHT mein Recht!“ waren ein voller Erfolg
Kiel, 23.03.2018. Mehr als 280 Teilnehmende aus Kitas, Schulen, Fachberatungsstellen, Behindertenhilfe, Präventionsstellen, Jugendhilfe, Frauennotrufen und Frauenhäusern, Eingliederungshilfe und Politik haben am 25-jährigen Jubiläum der PETZE teilgenommen. Das Jubiläum fand in Form eines Fachtags in Kooperation mit der CAU – Institut für Pädagogik und IQSH – Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holstein – unter dem Motto ‚Echt viel erreicht, noch viel zu tun‘ begangen wurde, statt. Durch die Veranstaltung führte Sonja Blattmann vom MUT-Zentrum Freiburg.
Politik traf Prävention
Mit einer kurzen Rede zum Thema „Prävention, eine ECHTE Investition in die Zukunft“ eröffnete Monika Heinold, stellvertretende Ministerpräsidentin des Landes Schleswig-Holstein und Finanzministerin, die Veranstaltung. „Politik und Gesellschaft können nicht hoch genug wertschätzen, was eine Einrichtung wie die PETZE für Gewaltprävention täglich leistet – in einem Aufgabenfeld, das sich mit einem Thema beschäftigt, über das in der Gesellschaft zu wenig gesprochen wurde und immer noch zu wenig gesprochen wird.“
Bildungsministerin Karin Prien hob in ihrem Grußwort die Besonderheit der PETZE hervor: „Petze ist ein „lautes“ Institut. Hier wird der Mund aufgemacht, wo andere schweigen – das ist gut und wichtig!“ Und weiter: „Als Petze gegründet wurde, war das Thema „Sexueller Missbrauch“ in unserer Gesellschaft noch mehr als heute Tabu. Sexuelle Gewalt war für viele ein Kavaliersdelikt, den § 177 StGB „Vergewaltigung in der Ehe“ gab es noch nicht, der Ehemann hatte ein Recht auf Sex und die Ehefrau hatte kein Recht auf ein „Nein“. Das ist heute kaum vorstellbar.“
Der Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Rörig, würdigte mit seinem Impulsvortrag „Schutz und Hilfen für alle – eine ECHTE Herausforderung!“ das große Engagement von PETZE und forderte die neue Bundesregierung auf, jetzt die Weichen für einen konsequenteren Kampf gegen sexuellen Kindesmissbrauch zu stellen: „Wir müssen alle Handlungsmöglichkeiten nutzen, um Kinder und Jugendliche in der analogen und in der digitalen Welt besser zu schützen. Wirksame Prävention ist möglich, aber nur mit entsprechenden personellen und finanziellen Ressourcen. Bund, Länder und die IT-Industrie müssen beim Kinderschutz ihre Prioritäten neu setzen.“
Die Sozialwissenschaftlerin Prof. Dr. Barbara Kavemann fragte in ihrem Vortrag „ECHT vielseitig – was weiß Forschung über Prävention?“ und schlussfolgerte: „Prävention ist von großer Bedeutung für den Kinderschutz und das gesunde Aufwachsen und wird von Kindern und Jugendlichen geschätzt. Dazu hat PETZE einen maßgeblichen Beitrag geleistet. Wir brauchen deutlich mehr Forschung zur Wirkung von Prävention mit Blick auf Lebensphasen, Lebensverhältnisse und bereits erfolgter Gewaltbelastung.“
Prof.’in Dr. Anja Henningsen vom Institut für Pädagogik an der CAU warnte: „Aus der Forschung gibt es keine Entwarnung: sexualisierte Gewalt ist immer noch ein Problem – weil weggeschaut wird, weil nicht gesprochen wird und weil sich viele unsicher sind, was zu tun ist.“
Großer Run auf die angebotenen Workshops
Am Nachmittag wurden insgesamt 14 Workshops abgehalten. Themen wie „Präventionskultur und Schutzkonzept in der Schule“ und „Sexualfreundlich und präventiv! Wie kann das gehen?“ waren bereits Wochen zuvor ausgebucht.
Alles ECHT im echten Norden: 6 Ausstellungen noch bis 29. März in der CAU
Junge Erwachsene mit Behinderung stehen im Fokus des neuesten Präventionsprojektes der PETZE: Zum Fachtag eröffnete die PETZE die interaktive Ausstellung ECHT MEIN RECHT! für Erwachsene mit Lernschwierigkeiten zu den Themen Selbstbestimmung, Sexualität und Schutz vor sexueller Gewalt.
PETZE: ECHT Grund zu feiern
„Wir haben das Tabuthema ‚sexueller Missbrauch‘ in die Öffentlichkeit gebracht. Heute kehren Kindertagesstätten oder Schulen sexualisierte Gewalt nicht mehr unter den Teppich“, so PETZE Geschäftsführerin Ursula Schele.
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Alle Fotos: Daniel Hoppmann, 300dpi