Warum von sexuellem Missbrauch betroffene Kinder häufig schweigen und warum alle dabei helfen können, dass sich das ändert

Warum von sexuellem Missbrauch betroffene Kinder häufig schweigen und warum alle dabei helfen können, dass sich das ändert

Kiel | 10.04.2019. Anlässlich des Bilanzberichts der unabhängigen Kommission sexuellen Kindesmissbrauchs möchte das PETZE-Institut für Gewaltprävention, das seit 26 Jahren präventiv gegen sexuellen Missbrauch sowie sexualisierter Gewalt arbeitet, auf das Dilemma von Betroffenen aufmerksam machen.

Das war gestern...
Das war gestern…

Die Postkarte der PETZE „Das war gestern…“ ist nicht nur als Aussage zu verstehen, sondern als Appell. Wenn wir über sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen reden, erleben wir in unserer täglichen Arbeit, dass immer noch zu wenig hingesehen, nicht hingehört und vor allem nicht gehandelt wird. Jedes vierte bis sechste Mädchen und jeder neunte bis dreizehnte Junge wird vor dem 14. Lebensjahr Opfer von sexualisierten Gewalttaten. Ein Kind teilt sich dabei bis zu sieben Erwachsenen mit, bis der Missbrauch aufgedeckt wird.

„Wir müssen uns mit den perfiden Täter-Strategien und der Betroffenheit der Opfer auseinandersetzen“,

sagt Ann-Kathrin Lorenzen, Referentin für das Thema sexuelle Selbstbestimmung und Schutz vor sexualisierter Gewalt,

„denn die meisten sind nicht, wie noch oft suggeriert wird, diejenigen die von außen kommen, sondern gerade die Personen, die dem Kind sehr nahe stehen, die das Kind braucht und denen es vertraut. Es sind eben jene, bei denen wir es am wenigsten vermuten. Hinzu kommt, dass die Angst vor einer möglichen Falschverdächtigung schwerer wiegt als das Kindeswohl.“

Aus vielen Vorabendserien sind wir es gewohnt, uns auf den Spuren des Täters oder der Täterin zu begeben, das Erleben der Opfer spielt dabei nur eine Nebenrolle. Ursula Schele, Geschäftsführerin der PETZE und Expertin rund um die Themen sexueller Missbrauch und sexualisierte Gewalt:

„Wir können leider kein Kind wirklich ‚präventiv‘ vor sexuellem Missbrauch schützen, sondern nur dafür sorgen, dass es im sogenannten ‚Grooming Prozess‘, dem Anbahnungsprozess der Täter*innen, so früh wie möglich merkt, dass etwas nicht gut ist und sich anvertraut. Dieser Grooming Prozess, also die Phase vom ersten Gedanken daran, ein Kind sexuell missbrauchen zu wollen, und ich betone ‚wollen‘, bis zur ersten strafbaren Handlung, dauert oft Monate bis Jahre. Hier haben alle Erwachsenen im familiären und auch die im sozialen Umfeld eine wichtige Aufgabe. Sie haben die Chance, sensibel zu sein und zuzuhören, wenn ein Kind von unangenehmen Berührungen, schlechten Geheimnissen oder ambivalenten Gefühlen berichtet.“

Zuhören, hinsehen, helfen!
Zuhören, hinsehen, helfen!

Dass Erwachsene zuhören, hinsehen, helfen ist dabei die einzige Chance für Kinder, dem Missbrauch ein Ende zu setzen.

Auf der Webseite der PETZE können kostenlose Infomaterialien zum Thema bestellt und heruntergeladen werden. Das Land Schleswig-Holstein fördert Veranstaltungen zum Thema Prävention von sexualisierter Gewalt. Bei Interesse wenden Sie sich bitte an:

PETZE-Institut für Gewaltprävention gGmbH
Kim Sommer
Dänische Straße 3-5
24103 Kiel
Tel.: (0431) 9 11 85
info@petze-kiel.de
www.petze-kiel.de

>>Presseerklärung als PDF zum Download

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