Sexualisierte Gewalt und das Konsumieren von Missbrauchsdarstellungen ist eine geplante Tat, dahinter stecken meist empathische und beliebte Täter
Kiel |18.09.2020. Lügde, Münster, Bergisch-Gladbach, … Orte des Verbrechens an Kindern, die in den Medien in den letzten Wochen und Monaten sehr präsent waren. Dahinter stecken aber nicht die Orte selbst, sondern Menschen. Täter, die diese Orte in ungewollter Weise prominent machten. Denn schaut man sich die Dunkelfeldzahlen an, ist davon auszugehen, dass in jedem Ort in Deutschland Opfer und dementsprechend auch Täter*innen leben (vgl. verschiedener Studien).
Und immer wieder fragt die Gesellschaft „Wer sind die Täter*innen? Kann man es ihnen denn gar nicht ansehen?“ Und die Antwort ist sehr ernüchternd, man kann es ihnen nicht ansehen. Das zeigt gerade der aktuell prominenteste Fall von Christoph Metzelder. Dem ehemaligen Fußball-Nationalspieler wird vorgeworfen, 297 Dateien mit Kindesmissbrauchsdarstellungen besessen und teilweise auch verbreitet zu haben (vgl. FAZ, Welt).
„Täter*innen gibt es in allen Schichten; sie sichern sich einen guten Kontakt zur Umwelt, sie sind hoch empathisch im Umgang mit Kindern und Jugendlichen und sehr beliebt, daher haben sie oft mehrere Opfer. Außerdem gehen sie strategisch vor. Dieses Vorgehen ist aber auch für die Gesellschaft eine Chance hinzuschauen, denn es „passiert“ nie aus heiterem Himmel. „Sexueller Missbrauch wird immer bewusst geplant“,
so Ursula Schele, Geschäftsführerin der PETZE und Expertin für Gewaltprävention.
„Online haben die Täter*innen allerdings eine noch größere Möglichkeit, Missbrauch anzubahnen, sich Material zu beschaffen und weltweit zu verbreiten.“
Und die meisten Verbrechen bleiben im Dunkeln.
„Es gibt keine ‚Kinderpornografie‘, es sind immer gefilmte, reale Sexualstraftaten und dahinter verbirgt sich meist langjähriger Missbrauch an Mädchen und Jungen“,
so Schele weiter.
„In Fortbildungen erlebe ich häufig eine Ohnmacht, wenn ich über die Täter*innen und ihre Strategien spreche. Es ist von großer Bedeutung, sich Wissen darüber anzueignen und sich selbst immer wieder zu reflektieren. Wenn man ein komisches Gefühl im beruflichen, sozialen oder im privaten Umfeld hat, sollte man diesem nachgehen, auch oder gerade weil man die Person eigentlich ganz engagiert und sympathisch findet. Das Wissen über Täterstrategien und Anbahnungsprozesse hilft auch, nicht jeden gleich unter Generalverdacht zu stellen“,
erklärt Ann-Kathrin Lorenzen, Referentin für sexuelle Selbstbestimmung und Schutz vor sexualisierter Gewalt.
Ursula Schele rät:
„Nur wenn wir immer wieder gemeinsam in der ganzen Gesellschaft auf das Thema sexueller Missbrauch hinweisen, hinschauen und den betroffenen Kindern und Jugendlichen zuhören, können wir Täter*innen deutlich machen, dass sie sich nicht länger in Sicherheit wiegen können.“
PETZE-Institut für Gewaltprävention
Ursula Schele
Tel.: 0431/91185
www.petze-kiel.de
E-Mail: ursula.schele@petze-kiel.de
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