Mehr als 200 Menschen haben am Freitagnachmittag, dem 16.12.2016, in Kiel mit einem Schweigemarsch der ermordeten Delali Assigbley gedacht. Die 38-Jährige war letze Woche auf offener Straße in der Nachbargemeinde Kronshagen von ihrem Ehemann mit Benzin übergossen und angezündet worden. Sie erlag am selben Abend ihren schweren Brandverletzungen. Delali Assigbley hinterlässt zwei Söhne im Alter von drei und sieben Jahren, die in einer Pflegefamilie untergekommen sind.
Delali Assigbley war in verschiedenen Kieler Frauenprojekten engagiert. Das grausame Gewaltverbrechen sorgt bei ihren ehemaligen Kooperationspartnerinnen, Mitstreiterinnen sowie allen, die sie kannten, für Fassungslosigkeit, Entsetzen, Trauer und Wut.
Fotos: Agnes Witte
Der Fall rückt zudem bekannte Zahlen wieder in das Gedächtnis, denn Gewalt gegenüber Frauen, auch mit Todesfolge, ist nicht selten.
Auch für die Gleichstellungsbeauftragte der Landeshauptstadt Kiel, Helga Rausch, war der Schweigemarsch ein wichtiges Signal:
„Gewalttaten werden auch von Vertrauten verübt. Mit dem entsetzlichen Mord an Dela wird uns wieder einmal vor Augen geführt, dass Gewalttaten oftmals an einem sicheren Ort erfolgen oder von einer vertrauten Person verübt werden. Das Tabu darüber zu sprechen, muss endlich gebrochen werden.“
Zu den Unterstützerinnen und Unterstützern des Schweigemarschs gehörten:
- Oberbürgermeister Ulf Kämpfer
- Das Referat für Gleichstellung der Landeshauptstadt Kiel
- Das Frauenbündnis Kiel
- Der Frauennetzwerk zur Arbeitssituation e.V.
- Der Verbund der feministischen Frauenfacheinrichtungen
- Der Landesverband Frauenberatung Schleswig-Holstein (LFSH) e.V.
- Der Bündnis Eine Welt Schleswig-Holstein e.V.
- Der Beauftragte für Flüchtlings-, Asyl- und Zuwanderungsfragen des Landes Schleswig-Holstein, Stefan Schmidt
Hintergrund Kriminalstatistik:
82 Prozent der Gewaltopfer sind Frauen
Im Jahr 2015 wurden 331 Frauen in Deutschland von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet und auch die Statistik bei häuslicher Gewalt spricht für sich – deutschlandweit hat jede vierte Frau im Alter von 16 bis 85 Jahren häusliche Gewalt erlebt, wie das Hilfetelefon berichtet.
Nach der bundesweiten Kriminalstatistik wurden 2015 knapp 130.000 Personen Opfer von Mord und Totschlag, Körperverletzungen, Vergewaltigungen, sexueller Nötigung, Bedrohung und Stalking, davon waren 82 Prozent Frauen.
Von ihnen lebten 49 Prozent zum Tatzeitpunkt mit dem Täter in einem Haushalt. Die Dunkelziffer dürfte dabei deutlich höher sein.